Es kriselt bei den Landwirten: „Wir sehen immer die Familie"

Die Krise hat viele Landwirte erwischt und stellt viele von ihnen vor Probleme, die sie vorher noch nicht einmal erträumen wollten. Die Milchbauern, die vorher in den Genuss von stabilen Milchpreisen kamen, haben jetzt Probleme, bei den starken Schwankungen mitzuhalten, und auch die Schweinebauern haben zu kämpfen. Sie sind allerdings nicht alleine.

„Die Preise sind so tief wie noch nie, das gilt für viele Bereiche der Landwirtschaft", sagt der Direktor des Landwirtschaftlichen Hauptvereines für Nordschleswig (LHN), Tage Hansen, der genau weiß, vorwelche Nöte die Landwirte durch die widrigen Umstände gestellt werden.

„Derzeit geht es sogar so weit, dass einige Landwirte frühmorgens aufstehen und den ganzen Tag arbeiten, um nach einem langen Arbeitstag nach Hause zu kommen und feststellen müssen, dass sie weiterhin Verluste erwirtschaften", erzählt der Direktor des LHN. „Es scheint als passe die Landwirtschaft nicht mehr in das dänische Gesellschaftsmodell mit ihren hohen Kosten und vielen Sondersteuern, die wir in anderen Ländern nicht sehen. Das ist wettbewerbsverzerrend.

Dabei sei ihm sehr bewusst, welche Abhängigkeit ein solcher Hof bei den Familien bedeutet: „In der Landwirtschaft darf man niemals die Familie vergessen. Ein Hof ist die Basis der Familie, und es ist nur verständlich, dass in solchen Zeiten auch Emotionen in die Diskussionen zur Zukunft eines Hofes einfließen."

Landwirte werden wachgerüttelt

Da nicht jeder nur zu kämpfen hat oder nicht über genügend Rücklagen verfügt, sieht Tage Hansen auch die klaren Vorteile in einer solchen Krise: „Viele Landwirte werden wachgerüttelt. Jeder sollte den genauen Einblick in die Geschäfte und Bilanzen haben."

Er pocht darauf, dass Geschäftsdenken noch wichtiger geworden sei, denn wenn es einmal schiefgehen sollte, sind passende Strategien und Budgets die einzige Möglichkeit, Investoren und Banken zufriedenzustellen. „Die Budgets müssen lange im Vorhinein stehen und auch eingehalten werden. Außerdem ist eine Strategie unglaublich wichtig. Deshalb sollte jeder Landwirt sich ganz genau mit der eigenen wirtschaftlichen Lage auseinandersetzen und die eigenen Budgets auch einhalten. Wenn derjenige dabei merkt, dass etwas nicht stimmt, kann er sich bei uns Hilfe und Beratung holen. Wir kennen die Branche und wissen, dass jeder Hof einzigartig ist", sagt Tage Hansen.

Damit noch jemand helfen kann, muss jedoch rechtzeitig das Gespräch gesucht werden, denn so würden auch die Banken und Investoren am ehesten im Boot bleiben, so Hansen. „Anders ist es für Betriebe, bei denen es gut läuft. Für sie könnte der jetzige Zeitpunkt günstig sein, um Investitionen vorzunehmen, denn auch die Ackerpreise sind stark gesunken."

Trotz aller Schwierigkeiten und politischen Hürden, die den Landwirten das Leben schwer machen, sieht Tage Hansen auch Licht am Ende des Tunnels: „Es gab nach schlechten Zeiten immer wieder einen Aufschwung – der wird auch dieses Mal kommen."


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